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WM Bronze für Verena Rücker

Ein Bericht Verena Rücker direkt aus Bogota/Kolunbien

Vor knappen zwei Wochen bin ich nach Bogota gereist, um mich frühzeitig an die Zeitumstellung sowie das Klima dort gewöhnen zu können. Das Bogota auf 2640 m Höhe liegt, hat jeder von uns Athleten schnell feststellen können. In zwei Trainingseinheiten vor Ort hatten wir stark mit Luftknappheit zu kämpfen gehabt und auch durch die Zeitverschiebung von 6 Stunden haben wir schlecht schlafen können. Die anderen Nationen reisten deutlich später an, was uns im Nachhinein betrachtet einen großen Vorsprung im Wettkampf brachte. Wir konnten viel von Bogota sehen und sahen neben der Armut vor Ort auch viel Herzlichkeit der Bewohner. Oftmals wurde uns von der anderen Straßenseite ,,welcome to colombia“ zugerufen. Es reisten insgesamt 7 Athleten an, ein Bundestrainer und unser Teamarzt. Insgesamt 5 Standkämpfer (Disziplin Fighting) und 2 Bodenkämpfer (Disziplin Newaza), davon ich als einzige weibliche Bodenkämpferin. Das Turnier startete am 24.11, ich selbst habe erst am 26.11 kämpfen müssen. Ohne Schwierigkeiten ging ich mit 69 kg über die Waage und konnte nicht nur ,,nicht ausgehungert“ in den Wettkampftag starten, sondern war auch durch die vorherige deutliche Gewichtsabnahme durch das intensive Training für meine Gewichtsklasse (-70 kg) top fit.
Es waren insgesamt 9 Kämpferinnen in meiner Klasse. Die Länder Thailand,Kasachstan,Belgien,USA,Canada, Panama, Polen und Kolumbien haben Athleten gestellt.
In meiner ersten Runde hatte ich ein Freilos, so dass ich sofort eine Runde weiter starten konnte. Meinen ersten Kampf hatte ich gegen Kasachstan. Ich konnte den Kampf dominieren und mir eigentlich Punkte erkämpfen,was der Kampfrichter allerdings nicht so sah, weshalb ich trotz Techniken Punktelos blieb. In der letzten Minute konnte die Kasachin den Stand von 0:0 für sich nutzen und erlang durch eine Umdrehtechnik ihre 2 Punkte, so dass ich verlor.
Ich gelang in die Trostrunde, wo mir der Gastgeber Kolumbien gegenüber stand. Die Sportlerin hatte zwei Tage zuvor im Fighting bereits Bronze erkämpft, ich brachte sie jedoch relativ schnell durch einen Konterwurf zu Boden und konnte weitere Punkte durch eine Festhaltetechnik sichern. Den Kampf konnte ich dadurch gewinnen,dass ich sie die gesamte Kampfzeit über in ihrer Rückenlage sicherte und so mit 9:0 siegte. Jeder weitere Kampf für einen Abwürger oder eine Hebeltechnik wäre aufgrund der knappen Luft unmöglich gewesen, da ich starke Probleme hatte, über die volle Kampfzeit von 6 Minuten zu kommen. Mit diesem Sieg hatte ich mir den Einzug ins Viertelfinale gesichert. Dieses startete unter großer Show zwei Stunden später. Meine nächste Gegnerin kam aus Panama und sie hatte zuvor gegen die USA sowie Thailand siegen können. Die Sportlerin versuche sich erst auf einen Standkampf einzulassen und ich hielt dominant und aggressiv stand,bis wir zu Boden gingen. Es herrschte lange Punktegleichstand von 0:0 und ich musste insbesondere meinen großen Willen zu gewinnen mobilisieren, um noch einmal alle Kräfte zu sammeln. Ich erarbeitete mir eine starke Position und sicherte mir 3 Punkte, von wo ich in der letzten Minute einen Würger erarbeitete, mit ihrem eigenen Anzug. Letztendlich gab sie 40 Sekunden vor Schluss auf und ich konnte mir die einzige deutsche Newaza-Medaille im Einzelwettkampf sichern. Auf dem Podium stand ich neben Belgien (Platz 1),.Canada (Platz 2) und Polen (ebenfalls Platz 3). Alles Sportlerinnen, die den brazilianischen Bodenkampf schon viele Jahre länger ausüben und bereits international hohe Erfolge eingefahren haben, wie beispielsweise den Sieg der World Games in diesem Jahr. Also eine große Ehre, auf dem gleichen Podest zu stehen wie diese Topathleten oder sogar Berufssportler.
Doch an diesem Tag fanden ebenfalls die Teamwettkämpfe statt. Diese funktionieren folgendermaßen:
Jede Nation darf im Newaza drei Klassen doppelt besetzen, ebenso im Fighting und außerdem ein Duo-Paar (Showkampf) stellen. Da wir nur sieben Athleten waren, aber 8 benötigten, ist unser Bundestrainer spontan eingesprungen, um mit einer Kämpferin im Showkampf zu starten. Außerdem hatten wir keine Auswechselkämpfer, wie alle anderen Nationen, so dass jeder von uns durchkämpfen musste. Während wir im letzten Jahr in Polen noch Gold gewonnen hatten, waren wir in diesem Jahr die absolute Minimalbesetzung. Unser erster Gegner war Belgien. Die starken Belgier besiegten uns 5:2, so dass wir in die Trostrunde rückten. Polen, Kasachstan und Kolumbien kämpften ihre Runde unter sich aus und während Polen ins Finale gegen Belgien zog, hatten wir die Kasachen im Kampf um Platz 3.
Es war eine sehr spannende Partie, da wir zuerst verloren, dann gewannen, dann wieder verloren und wieder gewannen. Mit zwei weiteren Siegen sicherten wir uns 5:2 den Sieg und die Bronzemedaille im Teamwettkampf. Besonders gut war, dass ich eine Revanche gegen meine erste Gegnerin hatte. In unserem Duell konnte ich zeigen, dass bereits der erste Kampf meiner gewesen wäre und ich siegte deutlich über Kasachstan.
Insgesamt würde Deutschland das 4. beste Land bei dieser WM, da wir drei Weltmeistertitel sowie zwei Bronzemedaillen im Fighting gewonnen haben und außerdem meine Bronzemedaille. Besonders daran war, dass wir als eines der kleinsten Teams so eine starke und dominante Position in der Gesamtwertung einnehmen konnten.
Mit meiner Platzierung bin ich mehr als zufrieden. Natürlich hofft man immer auf eine Medaille, aber die wenigsten Athleten schaffen es in ihrer Karriere, einen Podiumsplatz auf einer Weltmeisterschaft zu erkämpfen. Meinen Kaderplatz für das Jahr 2018 war zwar schon vorher sicher, aber auch mein Bundestrainer Roland Köhler war mehr als zufrieden mit meiner Leistung.

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